TÖNNING. Vergangenen Freitag fand in Tönning die Mitgliederversammlung der insgesamt 66 Betriebe starken Krabbenfischereivertretung im Landesfischereiverband Schleswig-Holstein statt. Die zuletzt eingegangenen Meldungen über die Auswirkungen der Elbvertiefung an der Unterelbe sorgten hier für Kopfschütteln. Seit Jahren war für die Fischer sichtbar, dass das Sedimentmanagement in der Tide-Elbe nicht funktioniert. Dauernd wurde mit neuen Klappstellen und größeren Baggermengen versucht, den Schlick aus dem Hamburger Hafen loszuwerden. Inzwischen musste der Hamburger Senat zugeben, dass die Prognosen über die anfallenden Mengen und über den Verbleib des Baggergutes nicht eingetreten sind. Es gibt immer mehr Schlick und Sand im Hamburger Hafen. Offensichtlich hat man die Zunahme des „Tidal pumping“ nach der letzten Elbvertiefung unterschätzt. Dabei konnte man es bereits an der Ems beobachten: Wenn eine Flussmündung mit Tideeinfluss immer weiter vertieft wird, dann kehrt sich irgendwann die Netto-Transportrichtung des Sedimentes um. Die Flut wird kürzer, kommt mit größerer Strömungsgeschwindigkeit als die Ebbe, die länger dauert und langsamer fließt. Sand und Schlick wandern dadurch nicht mehr vom Binnenland ins Meer, sondern umgekehrt stromauf vom Meer in Richtung Binnenland. Deshalb muss man immer mehr Sediment aus dem Hamburger Hafen rausschaffen. Dirk Sander, der Vorsitzende des Verbands der Deutschen Kutter- und Küstenfischer dazu: „An der Ems ist man aus diesem Grund dazu übergegangen, die Sedimente teilweise an Land zu verbringen und somit die Kreislaufbaggerei zu beenden.“

 

Die Mitglieder zeigten sich zufrieden über die Verbandsarbeit der vergangenen Monate

 

Krabbenfischer fordern teilweise Sedimentverbringung an Land

Verklappungen im Mündungsbereich der Elbe wie bei Scharhörn oder im Neuen Lüchtergrund lösen das Problem seiner Einschätzung nach nicht. Die Sedimente werden vom Flutstrom an die Küste, vor die Einfahrt des Nord-Ostsee-Kanals und in den Hamburger Hafen transportiert. In diesem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, dass die vorgesehenen Sedimentdepots im Randbereich der Elbe wie z.B. vor Neufeld nicht lagestabil sind. Das Sediment bleibt dort nicht liegen, sondern bewegt sich wieder stromauf.

 

Negative Auswirkungen der Elbvertiefung sind auch in der Fischerei spürbar

Jan Möller, der 1. Vorsitzende der Sparte Krabbenfischerei, und seine Berufskollegen haben eine weitere Veränderung durch die Elbvertiefung festgestellt: „Im Gegensatz zu früher ist das Nordseewasser deutlich klarer. Was sich im ersten Moment vielleicht positiv anhört ist in Wirklichkeit eine drastische Veränderung. Durch die fehlende Trübung sind Krabben für ihre Fressfeinde Wittlinge deutlich leichter auszumachen. Seit 2016 haben wir bereits in vier Jahren ein Auftreten dieser Fischart beobachtet, was signifikant über dem vorher beobachteten Auftreten liegt.“ Wie er berichtet, hat die veränderte Zusammensetzung der Meeresoberfläche einen weiteren negativen Effekt, denn durch die fehlende Trübung wird das Fangen der Krabben für die Fischerei bei ruhiger See erschwert. Seine Berufskollegen und er führen die verminderte Trübung auf eine Sandschicht zurück, die sich auf den Boden des Wattenmeeres vor den Küsten gelegt hat und darum weniger Sediment im Wasser gelöst ist.

Deshalb fordert die Küstenfischerei mit Nachdruck, die Sedimente entweder an Land nachhaltig zu entsorgen bzw. zu verwenden, oder sie soweit draußen auf See zu verbringen, dass sie nicht weiter die Fanggründe und Wattenbereiche belasten. Sie erwartet, in die Gespräche im Rahmen des nun von vielen Seiten geforderten nationalen Hafengipfels einbezogen zu werten.