BÜSUM. Die Landtagswahl im Sommer dieses Jahres hat für die schleswig-holsteinischen Krabbenfischer eine lange nicht mehr dagewesene Neuerung mit sich gebracht: Die Abtrennung der Landwirtschaft und Fischerei vom ehemaligen MELUND macht es möglich, dass im Land wieder ein Minister zuallererst die Belange der lebensmittelproduzierenden Betriebe im Blick hat. Die Landwirtschaft und die Fischerei hatten sich während der Koalitionsverhandlungen mit Erfolg für diese Lösung ausgesprochen. Die Freude über das Ergebnis war groß; die Erwartungen der Krabbenfischer somit nicht gering. Es kam nun heute zum Antrittsbesuch des Ministers im Büsumer Hafen.
In Schleswig-Holstein für Fischerei zuständiger Minister informiert sich an Bord eines Kutters über den Berufszweig
Bei seinem Besuch in Büsum machte sich Minister Schwarz auf Einladung des Vorsitzenden der Sparte Krabbenfischerei im Landesfischereiverband einen persönlichen Eindruck von der Krabbenfischerei. Hierzu hatte er Gelegenheit, an Bord eines Kutters zu gehen. Hier erwarteten ihn die Fischer Jan Möller und Ted Sönnichsen, die die Arbeit ihrer Väter und Großväter bereits seit Generationen ausüben. Aktuell sind in der Krabbenfischerei zwar überwiegend noch traditionelle Familienbetriebe tätig, aber es werden langsam immer weniger. Denn nach vier wirtschaftlichen Katastrophenjahren liegt die Stimmung in der Fischerei am Boden und die Kostensteigerungen für den Schiffsdiesel aus diesem Jahr lassen wenig Hoffnung auf Besserung für die nächsten Monate zu. Von der aktuellen Situation wollen sich die Fischer aber nicht kleinkriegen lassen. Sie sprachen mit dem Minister über eine dringend benötigte langfristige Planungs- und Investitionssicherheit. Zudem zeigten sie dem Minister an Bord des Kutters getroffene Maßnahmen, um die Umweltauswirkungen möglichst gering zu halten. Dabei machten sie deutlich, dass die Krabbenfischerei als Auflage aus dem MSC-Managementprogramm eine Erweiterung der Maschenweiten auf 25 mm sowie die verpflichtende Verwendung von Siebnetzen zur Verringerung des Beifangs an Bord umgesetzt hat.
Krabbenfischerei fordert langfristige Planungs- und Investitionssicherheit ein
Im Anschluss kamen dann Fischervereine, Erzeugerorganisationen sowie der Interessensvertretung auf Landes- und Bundesebene auf Einladung von Minister Werner Schwarz zu einer größeren Gesprächsrunde zusammen. Der 1. Vorsitzende der Krabbenfischer im Landesfischereiverband, Jan Möller, überreichte dem Minister ein zwei Seiten umfassendes Papier, das in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband VDKK erstellt wurde und die nationalen Kernforderung der Krabbenfischerei enthält: „Der Verlust von Fanggebieten durch Natura 2000 und Biodiversitätsstrategie, die zunehmende Industrialisierung der Meere durch Offshore-Windenergie und die stetig ungünstiger werdenden Rahmenbedingungen sind nur einige der Herausforderungen, vor denen die deutsche Krabbenfischerei steht. Was wir in Deutschland endlich brauchen ist eine eigene Fischereipolitik, die die nationalen Nachhaltigkeitspotentiale in der deutschen Lebensmittelproduktion konsequent umsetzt, die Importquote von Fisch reduziert und die Ernährung klimagerechter gestaltet. Diese Punkte sind alle in dem hier vorliegenden Positionspapier berücksichtigt“, sagte Lorne Marckwardt, Vorsitzender des schleswig-holsteinischen Fischereiverband und ergänzte: „Außerdem mangele es bereits seit längerem an einer bundesländerübergreifenden Abstimmung mit Niedersachsen, denn die Punkte seien weitestgehend nicht landesspezifisch zu lösen.“
Minister Schwarz hörte den Fischereivertretern und den Fischern insgesamt über zwei Stunden zu und erklärte, er wolle sich mit dem heutigen Gespräch zunächst einen Überblick über die Situation machen und werde das Forderungspapier prüfen.