Gespräch an Bord des Krabbenkutters SC Maret (v.l.): Benjamin Schmöde (stellv. Vorsitzender des Landesfischereiverbands Schleswig-Holstein), Jan Möller (1. Vorsitzender der Sparte Krabbenfischerei), Jens Korte (Kümmerer der Krabbenfischerei), Ted Sönnichsen (stellv. Vorsitzender der Sparte Krabbenfischerei), Susanne Voss (Vorstand der Sparte Krabbenfischerei), Heike Dorn (SPD-Ortsfraktion Büsum), Anna Kassautzki (MdB), Joachim Laabs (SPD-Ortsfraktkon Büsum)

BÜSUM. In ihrer Heimat in Mecklenburg-Vorpommern kommen noch vorwiegend die Brotfische der Ostsee, Dorsch und Hering, auf den Tisch. Dennoch war Anna Kassautzki (28), SPD-Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Vorpommern-Rügen – Vorpommern-Greifswald I, am gestrigen Montag in Büsum, um sich über die aktuelle Situation der Krabbenfischerei zu informieren. Sie und ihre Begleiter trafen in Büsum auf den Vorstand der Sparte Krabbenfischerei im Landesfischereiverband Schleswig-Holstein. Frau Kassautzki ist Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion für Aquakultur und Fischerei und darum war es ihr ein Anliegen, sich ein eigenes Bild zur Situation und der Zukunft der Krabbenfischerei an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste zu machen. Sie traf dabei auf Fischereivertreter, die sich positiv über die so dringend benötigten Betriebskostenhilfen und an einige Fischer bereits ausgezahlten Gelde äußerten.

 

Jan Möller im Gespräch mit Heike Dorn (SPD Büsum)

Der erste Vorsitzende der Sparte Krabbenfischerei, Jan Möller, dazu: „Ich bin dankbar, dass die Betriebskostenhilfe nun endlich bei meinen Kollegen ankommt. Gleichzeitig dürfen wir aber nicht verkennen, dass sich der Treibstoffpreis weiter auf hohem Niveau bewegt. Wir, und dabei beziehe ich die Politik mit ein, dürfen jetzt keineswegs nachlassen, sondern müssen intensiv an der Zukunft der deutschen Fischerei arbeiten“. Frau Kassautzki dazu: „Im Koalitionsvertrag haben wir eine Zukunftskommission Fischerei vereinbart. Dort sollen Fischerei, Wissenschaft und Politik gemeinsam einen Weg finden, wie die Fischerei ökologisch nachhaltig für unsere Meere, aber auch wirtschaftlich für die Fischerinnen und Fischer gestaltet werden kann. Fischerei ist nicht nur traditionsreich, sondern ein Wirtschaftszweig mit Zukunft – vor allem mit Blick auf unsere Ernährungssicherheit.“

Branche durch gestiegenen Gasölpreis arg gebeutelt

Frau Kassautzki nutzte ihren Besuch in Büsum, um sich an Bord eines Holzkutters mit den Eigenschaften der Nordseekrabbe und den Fangtechniken zu informieren. Über die Bemühungen der Krabbenfischerei, den Beifang und somit die Umweltauswirkungen zu reduzieren, zeigte sie sich beeindruckt. Die Maschenweiten und die Sortierungsanlagen an Bord wurden stetig verbessert, um den ökologischen Fußabdruck zu verringern. Jens Korte, der im Auftrag des Landesfischereiverbands Schleswig-Holstein die Fischer der Sparte Krabbenfischerei unterstützt, beschreibt die Entwicklung so: „Die in Deutschland angelandeten Krabben werden zu über 99% unter MSC-Bedingungen gefangen und vermarktet. Hiermit einher gehen kontinuierliche Verbesserungen wie beispielsweise die Vergrößerung der Maschenweiten. Seit diesem Jahr betragen diese 25mm, obwohl rechtlich nur 16 mm gefordert sind“.

 

Das Büsumer Urgestein Momme Claussen erklärt Anna Kassautzki die Eigenschaften der Nordseegarnele

Auszahlung der Betriebskostenhilfen durch das BMEL hat begonnen

Im Anschluss an diesen Anschauungsunterricht an Bord zog man sich zu einem Gespräch in die Netzhalle eines Fischers zurück, in der neben den gestiegenen Treibstoffkosten die weiteren drängendsten Themen angesprochen wurden. So sieht sich die Krabbenfischerei mit enormen Nutzungskonkurrenzen auf dem Meer konfrontiert und der befischbare Raum nimmt kontinuierlich ab. Die geplante Ausweisung von Wildnisgebieten im schleswig-holsteinischen Wattenmeer sowie der verstärkte Ausbau der Energieerzeugung offshore zahlen hierauf ein. Zum Ende des ca. zweistündigen Besuchs in Büsum gab Benjamin Schmöde der Bundespolitikerin noch folgende Bitte mit auf den Weg: „Die Fischerei bemüht sich seit vielen Jahren um eine nachhaltigere Ausgestaltung des Wirtschaftszweiges. Was wir aber dringend brauchen, ist eine verlässliche Entwicklungsperspektive im Land. Eine wettbewerbsfähige Fischerei kann bei der Bewältigung der Ernährungs- und Klimakrise ein Teil der Lösung sein, wenn man sie lässt!“